Windpocken: Warum mit Varicellinum blockieren? Warum nicht einfach ausbrechen lassen?
F: In einer Apotheke in Starnberg betonte man nochmals, das man mit verschiedenen Naturmedizinern gesprochen habe, die alle sich nicht erklären können, warum man mit Varicilin/Varizilinum die Windpocken blockiert. Warum eine Blockade der Windpocken und sie nicht einfach ausbrechen lassen? Die Apotheke hat auch mit Staufen-Pharma gesprochen, die das anscheinend auch nicht verstehen...
A: Ich kann mir nicht erklären, wie ein homöopathisches Mittel in einer 30iger Potenz, in der ja (rechnerisch) kein Restmolekül der Ausgangssubstanz verhanden ist, eine hochinfektiöse Krankheit, wie die Varicellen, "blockiert". Das es hier wahrscheinlich auf biophysikalischer Ebene zu einem Regulationsprozeß kommt, der das Immunsystem mit Informationen versorgt, wie es am besten mit einen Erreger umgeht, erscheint mir weitaus logischer.
Der Satz im
Kompass Homöopathie für Kinder, S.83 unten : "Der Krankheitsverlauf kann bei rechtzeitiger Einnahme (des vorbeugenden Mittels) gemildert, verkürzt, eventuell kann der Ausbruch der Krankheit verhindert werden" deutet auf einen Regulationsvorgang hin und wurde mit Bedacht so gewählt.
Ich möchte dabei aber nicht die Möglichkeit ausschließen, daß es durch die Einahme des Mittels zu einer zeitweisen Immunität kommen kann. Daß homöopathische Nosoden bei Infektionskrankheiteneine prophylaktische Wirkung zeigen, konnte ein amerikanisches Forscherteam eindrucksvoll belegen, welches Mäusen eine Tularämie Nosode (C30, C200, C1000) verabreichte, bevor es diese mit dem tödlichen Erreger infizierte. Im Vergleich zur Kontrollgruppe zeigten die vorbehandelten Mäuse eine signifkant höhere Überlebensrate. (Jonas, W.B., Fortier, A.., Heckendorn, D.K. Nacy, C.A. (1991) Prophylaxis of tularaemia infection in mice using agitated ultra-high dilutions of tularaemia-infected tissue. In Proc. 5th GIRI Meeting, Paris, Abs.21) Die Forscher sprechen hier von Prophylaxe (Vorbeugung). Inwieweit bei den Tieren dadurch eine Immunität aufgebaut wurde, ist mir nicht bekannt und wurde meines Wissens auch nicht untersucht. Da aber Impfung und Homöopathie auf ähnlichen Wirkprinzipien beruhen dürften (das homöopathische Ähnlichkeitsprinzip trifft ja auch bei Impfungen zu) ist hypothetisch eine Immunreaktion auf ein homöopathisches Mittel nicht auszuschließen. Leider gibt es m.W. keine weiterführenden Forschungsarbeiten in dieser Richtung.
Nun bin ich überzeugt, daß ein gesundes Kind durchaus die Windpocken durchmachen sollte, um damit eine lebenslange Immunität zu erhalten. Windpockenviren werden jedoch während der Erkrankungphase nicht unbedingt eliminiert, sondern verbleiben zum Teil lebenslang im Körper. Bei geschwächter Abwehrlage kann es dann später zum Ausbruch einer Gürtelrose kommen. Unter diesem Aspekt betrachtet kann eine Nachbehandlung einer Windpockenerkrankung mit Varicellinum, v.a. wenn Folgebeschwerden aufgetreten sind, sinnvoll sein, um den Erreger, so gut wie möglich, zu eliminieren.
Eine geschwächte Abwehrlage wäre ein Grund, die Prophylaxe anzuwenden. Hier besteht ja die Gefahr, daß die sonst meist harmlosen Windpocken zu Komplikationen führen. Bei massiver Abwehrschwäche, z.B. durch HIV Erkrankung oder Chemotherapie verursacht, wird ja deshalb von schulmedizinischer Seite auch auf die Windpockenimpfung gedrängt. Für den, der sich gegen die Impfung entscheidet, oder bei dem der Impfschutz unvollständig ist, käme die homöopathische Prophylaxe als mögliche Alternative in Frage. Das gilt auch bei Erwachsenen oder Schwangeren, die keine Immunität gegen Varicellen besitzen und die gegen die Impfung kritisch eingestellt sind. Hier könnte die homöopathische Prophylaxe eine hilfreiche Maßnahme darstellen.
Von deutschen Impfbefürwortern wird die Impfung gegen Windpocken immer wieder propagiert. Als Massenimpfung wurde sie bei uns aber - anders als in Amerika - bisher nicht empfohlen. Dennoch und v.a. weil die Impfung auch nicht völlig problemlos ist (geringe Schutzquote und Schutzdauer, Nebenwirkungen, hypothetisches Risiko auf Krebs und Rinderwahnsinn), wollte ich den interessierten Leser schon hier auf eine mögliche Alternative hinweisen.
Nach Dr. Martin Hirte (Impfen - Pro Contra, 2001, Knaur) laufen derzeit in Deutschland Vorbereitungen, den Varicellenimpfstoff generell zu empfehlen.
Im Endeffekt müssen aber die Eltern eigenverantwortlich und zusammen mit dem behandelnden (homöopathischen) Arzt entscheiden, welche Impfungen oder Prophylaxemaßnahmen für das individuelle Kind wichtig sind. Der HP hat hier, wie auch der Apotheker, eine reine Ratgeberfunktion. Auch dies ist wiederum in meinem Kompass festgehalten.
Ich bin für die Anfrage dankbar. Der Kompass - ist er doch konzipiert, schnell zum passenden Mittel zu kommen - bietet leider nicht den Platz, um auf solche Probleme im Detail einzugehen. Würden Sie mich fragen, wie ich mich persönlich bei meinem eigenen Kind entscheiden würde, wäre die Antwort:
Ist das Kind generell gesund, würde ich versuchen, es (frühestens ab dem 2-3 Lebensjahr) in Kontakt mit Windpocken kommen zu lassen (ohne jegliche Prophylaxe oder Impfung), um damit eine lebenslange Immunität zu erwirken. Je nachdem wie die Krankheit dann verläuft (problemlos - kompliziert) würde ich dann abschätzen, ob eine Nachbehandlung mit Varicellin angebracht ist.
Ist mein Kind immungeschwächt (z.B. durch Frühgeburt, Nichtstillen, Infektionen, Trauma, Intoxikationen, Cortisonbehandlung, Krebserkrankungen etc.) würde ich je nach Grad der Immunschwäche entweder den Impfstoff in Betracht ziehen (wobei hiervon aber schon wieder mehr und mehr Abstand genommen wird, weil viele immungeschwächte Kinder durch die Impfung erkranken) oder die homöopathische Prophylaxe Varicellin anwenden. Natürlich würde ich in diesem Fall mein Kind von Infektionsquellen fern halten, zumal weder die Impfung, noch die Prophlaxe einen 100%igen Schutz bieten.
Wie Sie sehen können bin ich dagegen, allgemeine Empfehlungen abzugeben. Der Kinder-Kompass möchte hier zeigen, daß es von homöopathischer Seite evtl. die Möglichkeit gibt, die Windpocken prophylaktisch zu beinflussen. Darf ich abschließend noch aus dem Kompass zitieren (S.83): "Ob Sie sich für oder gegen Imfungen [oder homöopathische Mittel] entscheiden, wichtig ist, daß Sie sich vorab gut informieren. Beide Richtungen haben ihre Risiken und müssen im individuellen Fall abgewogen werden... Die Behandlung mit den angegebenen Mitteln bitte mit dem behandelnden Arzt absprechen."
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